Katharina Küster, bwgv-Akademie interviewt Jürgen Schmidt-Hillebrand am 02.07.2017:
Führungskräfte sind mit vielfältigen Anforderungen konfrontiert: Welche Kompetenzen benötigt heute eine Führungskraft?
Hat sich denn wirklich so viel verändert bei den Basisfähigkeiten und Grundanforderungen an Führungskräfte? Oder hat sich der Anspruch und die Sichtbarkeit erheblich weiterentwickelt und an Bedeutung gewonnen? Im heutigen betrieblichen Umfeld, das von zunehmender Unsicherheit, beständigen Veränderungen und zunehmender Komplexität geprägt wird, fällt es viel stärker ins Gewicht, wenn Führungskräfte ihre Aufgaben nicht wahrnehmen oder aber nicht über die persönlichen Voraussetzungen dafür verfügen. Nahezu peinlich erleben Mitarbeiter heute Führungskräfte, die sich hinter ihrer rein fachlichen Expertise und der zu umfangreichen Sachbearbeitung verstecken. Es genügt nicht, eine Führungsaufgabe erhalten zu haben, sondern es wird erwartet und ist für den betrieblichen Gesamterfolg maßgebend erforderlich, dass die anvertraute Führungs-Aufgabe auch adäquat wahrgenommen und zeitgemäß ausgestaltet wird. Die vom Mitarbeiter erlebbare persönliche Reife einer Führungskraft, ihr Denk- und Reflexionsvorsprung, ihre Werte und Grundhaltungen sind entscheidend für die Akzeptanz bei den Mitarbeitern. Es geht heute vor allem darum, für das eigene Team ein motivierendes Arbeitsumfeld mit einer positiven Arbeitskultur zu erschaffen und dabei die klare Ausrichtung auf die übergeordneten Ziele der Unternehmensvision zu erhalten und im Alltag das Leitbild nach innen und außen glaubwürdig zu praktizieren. So können langfristig hochwertige Arbeits-Ergebnisse erreicht werden, die einen maßgeblichen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens leisten.
Transaktionale, situative Führung: Wieso braucht es hier noch einen weiteren Führungsstil „Transformationale Führung“
Transformationale Führung ist meines Erachtens kein weiterer Führungsstil, sondern eine personale Reifestufe der Führungskraft und des Teams, als Folge einer dauerhaft exzellenten Führungsarbeit, gut organisierter und gestalteter Mitarbeitern- und Teamentwicklung und der klaren Fokussierung auf die betrieblichen Gesamtinteressen. Die Kern-Aufgaben und Grundhaltungen von Führungskräften dabei sind:
- Wertebasierte Einflussnahme auf Mitarbeiter durch Integrität, Loyalität, Vertrauen und Wertschätzung durch das Verhalten, bei Entscheidungen, im Dialog und im Feedback
- Inspiration durch Einbindung der Aufgaben in die Vision und Verdeutlichung von Sinn
- Intellektuelle Stimulanz, z.B. gemeinsame Reflexionen, Förderung des Mitarbeiters in seinen Fähigkeiten und seiner Kreativität bei der eigenständigen Problemlösung
- Die Führungskraft als Förderer und Mentor, der sehr gerne Impulse für die Weiterentwicklung und Potenzialentfaltung dem einzelnen Mitarbeiter gibt
Welche Mitarbeiter sprechen Führungskräfte hiermit an?
Die Erfahrung zeigt, dass die in der transformationalen Führung praktizierten Qualitäten besonders attraktiv sind für Menschen, die sich weiterentwickeln wollen und dabei motiviert sind, mindestens gute, eher sehr gute Leistungen zu erbringen. So werden – sicher in unterschiedlicher Ausprägung – Menschen angesprochen, die sich auf die nächste Arbeitswoche freuen wollen, weil interessante Aufgaben und Herausforderungen auf sie warten, die mit großem Engagement in einer positiven Arbeitskultur angenommen, verantwortlich organisiert und bearbeitet werden. Weiterhin wird dies aus Mitarbeitersicht zunehmend grundsätzlich an Bedeutung gewinnen und bei der Auswahl des zukünftigen Arbeitgebers ein sehr bedeutsames Qualitäts- und Entscheidungskriterium sein. Warum in einer Kultur arbeiten, die den Mitarbeiter nur als Kostenfaktor und Ressource sieht, wenn es würdige und attraktive Alternativen gibt, die zudem zukünftig weit erfolgreicher sein werden.
Vielen Dank für das Gespräch!
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