Die ersten Monate mit Covid-19 sind bewältigt. Zahlreiche Betriebe haben Maßnahmen ergriffen und passen diese an die sich ständig verändernden Rahmenbedingungen an.
In einer Krise steht die Führungsarbeit deutlich stärker im Fokus. Sie ist existenziell bedeutsam, und zwar auf allen Ebenen des Betriebes: in der Geschäftsführung und in der Bereichsleitung sowie auch in den einzelnen Abteilungen und Teams.
Unter Krisenbedingungen zeigt sich, wie die Aufgabe der Führung bisher erfüllt wurde. Häufig wird Führungsqualifikation missverstanden als fachliche Expertise: Führungskräfte fokussieren sich auf die Themen und Fragen des eigenen Sachgebietes. Mitarbeiterführung wird dabei insbesondere in technisch geprägten Betrieben auch aufgefasst als Verhaltenskorrektur und Antrieb zu stärkerer Leistung.
Wie man in Krisen-Situationen führt
Doch welche Auswirkungen hat diese Auffassung von Führungsarbeit in der gegenwärtigen Krisensituation? Worauf sollte man sich in der Führungsarbeit konzentrieren, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen?
Ohne bewusst wahrgenommene Führungsarbeit werden Betriebe diese Krise nicht überstehen können. Alle Verantwortlichen sollten sich ihre Führungsrolle in ihrer wahren Bedeutung bewusst machen und die Kommunikation und Arbeitsprozesse im Betrieb entsprechend gestalten. An welches Verhalten der Führungskraft werden die Mitarbeiter sich nach der Krise erinnern?
Zunächst der Blick auf einige Aspekte der Krisenverschlimmerung:
- Führungskräfte verhalten sich in der Krise häufig so, als wäre ein akuter Notfall zu meistern. Dies drückt sich dann in einem eher militärisch anmutenden Führungs- und Kommunikationsstil aus. Der eine – meist eigene Weg – wird als der richtige gesehen, Widerspruch ist nicht erwünscht.
- Konzentration auf das, was nicht mehr geht oder sich nicht ändern lässt. Dabei werden die Themen, bei den es Gestaltungsmöglichkeiten gibt, vernachlässigt.
- Persönliche Unklarheiten, sich für die akuten Themen nicht zuständig oder vorbereitet fühlen; mangelnder Fokus auf eine gelingende Zukunft.
Es existiert bei Führungskräften häufig keine klare Vorstellung darüber, wie das Team, die Abteilung, der Betrieb gestärkt und vitalisiert aus der Krise kommt. Was dafür jetzt getan werden kann und muss.
Zumeist sind es eigene Glaubenssätze und Grundannahmen der Führungskräfte, die am Alten festhalten und schnell zum Alten zurückkehren wollen. Doch wird es das Alte, so wie wir es kennen, in Zukunft noch geben?
- Operative Hektik und chronischer Zeitmangel. Kein gemeinsames Nachdenken und fehlende Transparenz bei Entscheidungen. Oft verbunden mit einer Zunahme an Konflikten, auch im oberen Management und in der Geschäftsleitung.
- Die betriebliche Kommunikation erstarrt in Floskeln. Es werden bekannte Textbausteine ausgetauscht. Andere Sichtweisen interessieren wenig oder gar nicht.
Kommunikation bedeutet dann häufig nur ein Informieren über Dinge, die fehlen, nicht funktionieren, falsch sind oder neue Einschränkungen bedeuten.
Wesentliche Entscheidungen werden nur verkündet. Die Mitarbeiter bleiben betroffen zurück und wären doch gerne beteiligt gewesen. Ein Mangel an Wertschätzung entsteht. Das Erlebnis der Zugehörigkeit zum Team verschwindet, oft schleichend.
In dieser von der Krise geprägten Phase gibt es jedoch viele Chancen und gestaltbare Möglichkeiten. Insbesondere auch in der bewusst wahrgenommenen Führungsarbeit. Die nachfolgenden Impulse dienen als Anregung.
- Der Lead ist der Lead! Das Bewusstsein über die Führungsrolle sensibilisieren, die hohe eigene Klarheit gewinnen, was gute Führungsarbeit gerade jetzt sein muss und die Akzeptanz, dass dies einen Zeitaufwand bedeutet, den die Mitarbeiter im Betrieb und in den Teams wert sind.
- Chancen und gestaltbare Themen sind der Fokus des Handelns für wirksame Führungskräfte. Sich gerade dafür die erforderliche Zeit zu nehmen, bedeutet, in die Zukunft zu investieren. Aber bitte keine Zeitverschwendung für Dinge und Themen, die sich nicht ändern lassen.
- Ein Bild entwickeln von einer gelingenden Zukunft. Mit dem Team über die Fragen sprechen: Warum braucht es uns weiterhin? Was lernen wir gegenwärtig in der Krise, was funktioniert immer noch gut, wie können wir uns auf die Zukunft vorbereiten, welche Änderungen in unserer Arbeit werden auf uns zukommen und wie bereiten wir uns darauf vor?
- An förderlichen Werten orientieren. Was ist uns im Team wichtig und wie gehen wir miteinander um, wie kommunizieren wir miteinander, so dass ein gutes Klima entsteht?
Förderliche Werte machen Unternehmen wertvoll
Förderliche Werte machen Unternehmen wertvoll. Diese Werte werden miteinander erlebt durch die Art und Weise der Sprache, durch die Form der Zusammenarbeit und vor allem auch durch die konstruktive Haltung in Konfliktsituationen.
- Die Gemeinschaft erhalten durch lebendige Kommunikation. Mit den Mitarbeitern in Kontakt und Austausch bleiben, auch mit denen in Kurzarbeit. Dies lässt sich mit Zoom o.ä. gut organisieren. Damit wird das Gefühl von Zugehörigkeit erlebbar gemacht. Zuhören und Verstehen wollen, signalisiert den Mitarbeitern wirkliches Interesse und erschafft eine Kultur hoher Motivation.
Das Thema Führen in der Krise bewegt zurzeit viele Menschen: Mitarbeiter wie auch die Führungskräfte. Jetzt besteht die Chance in den Teams und Bereichen, gute Führungsarbeit zu leisten. Vielleicht sogar intensiver als je zuvor.
©Jürgen Schmidt-Hillebrand
Business Coach für Führungskräfte, Verantwortungsträger und Entscheider
September 2020
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